Freitag, 31. Juli 2015

kein Wartezimmer

Neun Monate warten
so fängt es an.
Bereit fürs Leben
oder doch fürs Warten?
Nein jetzt hält uns niemand mehr,
die ganze Welt entdecken,
am besten heute noch.
Morgen haben wir schon zuviel verpasst;
alles ausprobieren,
uns selbst kennen lernen,
und wir sehen die Großen an.
Hören, wie sie uns sagen:

Warte, bis du etwas älter bist...
Warte, bis du darin mehr Übung hast...
Warte, bis du die Reife hast das zu verstehen...

Und wir fügen uns.
die Großen haben ja Recht.
So stehen wir da:
ungeduldig, zappelig, voller Vorfreude.
Wie wird es wohl sein?
Wenn wir älter, geübter und reifer sind.
Und so warten wir.
Und warten.
Doch keiner kommt und beendet das Warten.
Wir werden müder,
bekommen Augenringe.
Krumme Rücken
und verschlissene Knie.

Wir freuen uns, dass uns jemand stützt,
und wenn dieser jemand selbst müde vom Warten ist,
hält uns ein Rollator aufrecht.
Ihm folgt ein weiches Bett,
liegend warten wir weiter.

Da starren wir nun geradeaus,
verlieren uns in Erinnerungen.
Und ärgern uns über Vorhaben,
die wir leider nie zu Ende gebracht haben.

Wir waren bereit zu leben
doch haben wir gezögert und aufgeschoben.

Alsdann kommt der Tag,
wo nur noch ein grauer Stein markiert
an welcher Stelle
wir ein Leben lang gewartet haben.



Samstag, 25. Juli 2015

geschwärzt

Kalte Hände
im warmen Stoff
huschen wie ein verletztes Licht
durch die Strenge der Gänge.
Hell und Dunkel folgen
auf Flächen vor mir liegend.
Schmerz in den Augen
vor jeder offenen Tür
dröhnt der Schein des Glücks
mir ins Gesicht.
Die letzte Tür ist unscheinbar
klein im Rahmen verborgen
als ich eintrete
ist es dunkel.

Freitag, 24. Juli 2015


Zweites Leben

Als du gegangen bist, habe ich mir überlegt, wie du am besten wiederkommen sollst. Was bist du für ein Wesen? Was zeichnet dich aus? Was ist deiner würdig?
Und so habe ich begonnen dich zu zeichnen, deine schlafenden Muskeln, dein schlaffes Gesicht. Erhalten wurdest du, geschützt vor Staub, gefräßigen Käferchen oder vor dem allgemeinen Trieb zu Erde zu werden. Hoffentlich bist du mit deinem neuen Dasein zufrieden, es wurde speziell für dich geschaffen.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Herbstherzen

Sieh aus dem Fenster
der Tag lebt heute schnell,
die Schatten werden noch nicht länger
doch du willst jetzt schon gehen.
Die Heizung läuft,
die Teller sind nicht leer.
Und beim Anblick deiner gepackten Tasche,
hält dich nichts und niemand mehr.
Ich sehe dahin zurück,
als der Tag noch jünger war.
Ich sehe dich und mich im Freien,
frei sein einfach wunderbar.
Die Blätter wehen in den Flur,
der Wind fängt meine Träne.
Fühle nun, wie du gehst
und ich mich nach dir sehne.

Train Life

Nimm deinen Zug und frag nicht wer darin vegetiert,
und durch die trüben Fensterscheiben in deine Augen stiert.
Die Türen schreien, das Trittbrett gähnt
alle sitzen drin.
Du weißt nicht was du tun sollst,
und suchst nach dem Sinn.
Es fehlt an Eskalation in deiner Unmündigkeit,
die deinen Gang vergänglich macht.
Du gingst noch nicht zu weit,
du hast noch nichts vollbracht.
Löcher brennen durch die Scheiben
und mahnen dich zur Eile.
Drinnen sterben die Mündigen
an ihrer Langen Weile.
Immer noch bist du hier draußen
und nutzt deine Zweifel zum Ausharren.
Du hast aufgehört zu Zweifeln,
denn die Zweifel sind an dir verzweifelt.
Dein Ticket ist Geschenk des Schicksals,
sei nicht unhöflich, steig ein!
Schlimmer als hier draußen
kann es da drinnen auch nicht sein.
Da stehst du nun im langen Gang
so selbstbewusst
wie der neueste Patient der Therapiegruppe.
Hallo wo kann ich hin?
Na dort wo frei ist!
Das ergibt Sinn.
Am Fensterplatz siehst du den Schatz,
der dich wieder zweifeln lässt.
Sollte oder sollt´ ich nicht
das ist nicht die Frage.
Ich schaff das und bin kein Taugenicht
das passt eher zu deiner Lage.
Dein Zug rollt wie ein Stein
mit zweihundert Sachen Richtung Ziel.
Und ob du nochmal umsteigen musst?
Keine Ahnung grübel nicht so viel!
Sieh aus dem Fenster, sieh was du alles überholst
hinter dir lässt und was plötzlich auftaucht.
Du bist auf der Überholspur,
mit einem Antrieb an der Hand.
Er lächelt dir pausenlos in den Kopf,
deine Vernunft ist durchgebrannt.
Soviel hast du nun gesehen
genug Erfahrung es zu verstehen.
Die Hand auf deiner Schulter beugt dich sanft nach vorn,
es ist Zeit zum Aussteigen, der Zug hält morgen schon.
Du packst zusammen und lässt nichts zurück,
denn wenn du am Ziel bist bleibt dein Glück.
Eng umschlungen steht ihr auf,
durch die Tür im vollen Lauf,
prescht ihr zusammen bis zum Schluss.
Bis ihr stehen bleibt,
seht euch an.
Endstation ist nun erreicht.
Ticket ist abgelaufen.
Aber ihr seid pünktlich.
Am Ziel.